Düsseldorf Apotheke, Bilk

Düsseldorf, 2019
Apotheker Dr. Gregor Müller

Diese Apotheke ist ein Beispiel für die Umsetzung einer Filialapotheke mit besonderem Fokus auf die Baukosten. So beträgt zum Beispiel der Preis für den Möbelausbau gerade mal ein Viertel dessen, was sonst ein gehobener Innenausbau gekostet hätte. Dem Ergebnis sieht man das auf den ersten Blick gar nicht an und die Atmosphäre ist großartig!

Eckdaten

Düsseldorf Apotheke, Bilker Allee 57, 40219 Düsseldorf

Umbau 2019

Gesamtfläche 271m²

 

Mit dem Projekt „Düsseldorf Apotheke“ wollte die bisherige Albert Schweitzer Apotheke neue Wege beschreiten. Kundennähe gepaart mit herzlicher und kompetenter Beratung rund um alle Belange der Gesundheit. Im Prinzip genau das, wofür die Albert Schweitzer Apotheken bereits bekannt waren. Die einzelnen Standorte sollen aber unter einem Namen zusammengefasst werden der die Verbundenheit mit dem Ort beinhaltet. DIE Apotheke für Düsseldorf.

 

Am Anfang war die Idee.

Doch wie soll man das Thema „Düsseldorf“ räumlich umsetzen? Was ist Typisch für Düsseldorf? Die KÖ, der Rhein, Altbier, die Gehry Bauten oder der Fernsehturm? Architektonisch hat Düsseldorf keine wirklich markanten Landmarks zu bieten wie beispielsweise den Eiffelturm oder – der Düsseldorfer möge mir verzeihen – den Kölner Dom. Man kann aber etwas in die Tiefe gehen und das Leben in der Stadt betrachten. Lebensgefühl, Individualität. Jeder Stadtteil oder auch Straßenzug hat seine Eigenheiten. Ein Entwurfsansatz, der den lokalen Charakter aufgreift und jedem Stadtteil seine eigene Apotheke geben kann.

 

Ein Frisör in Unterbilk

Der Stadtteil Unterbilk wird von vielen Düsseldorfern als einer der schönsten bezeichnet und tatsächlich hat er eine Menge zu bieten. Rund um die Bilker Kirche erstreckt sich ein Viertel mit kleinen, von Bäumen gesäumten Straßen. Hier gibt es viele außergewöhnliche Szeneläden und eine ebenso bunte wie auch internationale Palette an Cafés, Kneipen und Restaurants. Im Osten der Medienhafen und im Westen die Kunstsammlung K21 am hübschen Florapark. Hier leben Berufstätige mit gehobenem Einkommen und viele junge Familien. Obwohl Unterbilk mit 11.000 Einwohnern/km² (Tokyo 15.000) vergleichsweise dicht besiedelt ist, besitzt der Stadtteil einen dörflichen Charme. Zweimal die Woche ist Markt auf dem Friedensplätzchen.

Blickt man von hier aus die Wissmannstraße mit ihrem Baumbestand hinunter, so sieht man in ihrer genauen Flucht das Schaufenster und den Eingang der Düsseldorf Apotheke. In den ehemaligen Räumen eines Frisörsalons stehen hier allein im Erdgeschoss 196m² zur Verfügung. Zwei Eingänge weiter links öffnet sich die geschlossene Blockrandbebauung zu einer Toreinfahrt in den Hinterhof. Hier erstreckt sich ein für Bilker Verhältnisse gigantischer überdachter Parkplatz und am anderen Ende ein REWE-Markt.

 

Durch den Hintereingang

Zur Bilker Allee hin öffnet sich die Apotheke über eine fast 30m² große Glasfassade. Dahinter erstreckt sich die 4m hohe Offizin. Der Verkaufsraum ist aber nicht nur durch diesen Eingang zu betreten sondern verfügt auch noch über einen zweiten zum rückseitigen Parkplatz. Ein wichtiger Anspruch an den Grundriss war hier, diesen „Hintereingang“ nicht wie einen solchen wirken zu lassen. Hier fällt einem sofort der offene Arbeitsbereich auf. Hinter einer brusthohen Thekenabtrennung liegen die Arbeitsplätze der Helferinnen ebenso wie die Warenwirtschaft mit dem großen Lagerautomaten. Dies gewährt dem Kunden einen Blick hinter die von Kisten und Kartons dominierten Kulissen und ermöglicht eine direkte Kontaktaufnahme.

Geprägt vom Bilker Charakter soll die Apotheke eine kommunikative Offenheit mit einem Hauch Tante-Emma ausstrahlen. Ein helles und freundliches Umfeld in dem die meist durch Krankheit geplagten Kunden positiv aufgenommen werden sollen. Der Verkaufsraum, obwohl bereits 89m² groß, bekommt durch die sichtbare Erweiterung in den Arbeitsbereich hinein eine gefühlte Fläche von 142m². Helles Tannenholz und gedeckte Erdtöne in den Möbeln sollen eine sanfte Natürlichkeit vermitteln. Antik anmutende Zementfliesen ergeben ein blau-weiß gestreiftes Karomuster auf dem Boden und erinnern an eine französische Markthalle. Im Arbeitsbereich und hinter den Kassen liegen Planken in rustikaler Eichenoptik, die visualisieren wo der Kundenbereich aufhört. Die zartblau gestrichenen Wände verleihen dem Raum Weite und Frische. Schwarz akzentuierte Einbauten der Beleuchtung und der Klimaanlage bilden einen technoiden Kontrast zur Einrichtung.

An fünf Handverkaufstischen können die Kunden beraten werden, ohne lang Schlangestehen zu müssen. Sie ziehen sich in einer Reihe von vorne nach hinten durch die Offizin, sodass die HV-Tische für den Kunden von beiden Eingängen aus gut zu erreichen sind. Die 10m lange Sichtwahl bildet den Rücken des HV-Bereiches und beinhaltet die Ausgabestellen des Lagerroboters.

Zentraler Treffpunkt in der Apotheke ist eine 2,8m lange Sitzbank mit einer großen gepolsterten Rückenlehne in Kurkumagelb, das diesen Bereich durch seinen komplementären Farbkontrast besonders hervorhebt. Hier kann der Kunde entspannt im Herzen des Raumes sitzen, warten oder auch an einer der USB-Steckdosen sein Smartphone laden. Die Mitte des Raumes wurde bewusst nicht mit Regalen zugestellt sondern lediglich mit Aktionstischchen versehen, auf denen zur Adventszeit auch mal ein Kranz oder eine Krippe aufgebaut werden kann. Zum offen kommunikativen Konzept gehört ebenfalls die gläserne Rezeptur direkt neben dem Wartebereich. Hier kann man dem Apotheker beispielsweise beim Anrühren von Salben über die Schulter schauen. Neben dem Hintereingang befindet sich hinter einer Glastür der Beratungsraum. Getrennt durch den Beratungstisch, bildet er zusammen mit dem Büro des Apothekers eine räumliche Einheit, die dem Kunden während der Intensivberatung nicht das Gefühl gibt, auf engstem Raum eingepfercht zu sein.

Wir sind als Architekten und Designer bei diesem Projekt an einigen Stellen aufgrund des straffen Budgets komplett neue Wege gegangen. So ist z.B. durch die Einsparung raumhoher Glasabtrennungen ein vollständig zur Offizin geöffneter Arbeitsbereich entstanden. Viele praktische aber kostenintensive Lösungen wurden eingespart, wie z.B. Schubkästen im HV und der Sichtwahl oder Einbaustrahler in der Decke.

Es sollte ein Ort der Begegnung und der Kommunikation geschaffen werden, der nun mit Sicherheit gut angenommen wird.