Stadt Apotheke

Achern, 1985

 

Apotheker Dietmar Frensemeyer (1971 - 2015), Axel Fels (ab 2015)

Eigentlich wäre Frensemeyer lieber Architekt geworden. „Aber die Apotheke war damals eine Goldgrube.“

1971 übernahm er nach dem obligatorischen Kandidatenjahr in Berlin die Stadt-Apotheke in Achern. Frensemeyer wollte etwas Eigenes aufbauen und nicht in die Fußstapfen des Vaters treten. Außerdem sei auch die Lage der Merkur-Apotheke nicht zukunftsweisend gewesen. Seinen Betrieb wollte er nie als Marketingplattform der Industrie verstanden wissen: „Bei uns gab es nie Verkaufsständer, Zahlteller oder andere Dekorationen. Ich habe meine Kunden nicht behandelt, als würden sie am Flipper stehen.“
Modern sollte die Apotheke aber sein: 1976 investierte er 85.000 D-Mark in den ersten Computer. 1985 entschied er sich für einen kompletten Umbau. 500.000 Mark nahm er in die Hand und beauftragte den Architekten Klaus Richard Bürger aus Krefeld. „Die Apotheke ist heute 30 Jahre alt und immer noch genauso modern“, freut sich Frensemeyer. Mittlerweile geht sie langsam auf die 40 zu.

Aus: apotheke adhoc, 31.12.2015
 
 
 
 

Eckdaten

Stadt Apotheke Achern, Hauptstraße 1, 77855 Achern

Design Klaus Bürger

Umbau 1985

Fläche sichtbarer Bereich (Arbeiten, Lager, Offizin) ca. 178m²

Wie kann man Apotheken besser und moderner gestalten und ihnen eine individuelle Identität, fernab vom üblichen Mainstream, geben? Das war das Thema einer Veröffentlichung von Klaus Bürger in den frühen 80'ern. Durch diesen Artikel wurde Dietmar Frensemeyer auf ihn aufmerksam.

Damals pilgerten die Leute tatsächlich in diese neuartige Apotheke, während der Apotheker wie ein Zirkusdirektor vor dem Schaufenster stand und voller Stolz verkündete: „Hier wurde an einer Fuge mehr nachgedacht als sonst an einer ganzen Apotheke!“
Das neu entwickelte Raumkonzept ermöglicht mehr Öffentlichkeit, Offenheit und Transparenz: Zwei Schubsäulenzeilen stehen, mit dem Rücken zueinander, mitten im Raum. Um sie herum ist alles zugänglich und einsehbar. Die eine Seite ist in voller Länge von außen im Schaufenster einsehbar. Arbeitsabläufe werden sichtbar und Aktivität ist zu erkennen. Von der Offizin aus sind beide Zugangsseiten sichtbar und auch die Arbeitsplätze neben den Schubsäulen sind einsehbar. Das öffnet den Raum. Anstatt Trennung entsteht Verbindung und die Offizin wirkt optisch größer. Die Rezeptur ist zentral und offen angeordnet, zwischen den zwei HV Tischen, die in ihrer gegensätzlichen Formgebung, einmal konvex und einmal konkav, für Spannung im Raum sorgen. Die zweite Einheit in dieser zentralen Theke ist der „Pharmablock“, eine Frensemeyer-Erfindung. Die kompromisslose Offenheit führt zu Kommunikation und transparente Abläufe zu Vertrauen. Das erklärt auch warum das Konzept erfolgreich ist, obwohl eine Sichtwahl quasi nicht vorhanden ist. Kommunikation wird notwendig und schon ist man mitten im (Beratungs-) Gespräch.

Puristisches Design, z. B. das minimalistische und hoch innovative Desin-Kassensystem, die Konzentration auf das Wesentliche, keine Ablenkung durch Aufsteller, etc. beruhigen den Raum. Der eine Teil der Freiwahl läuft die Wand entlang und bildet mit Freiwahlregalen im Raum einen eigenen Verkaufsbereich, der nicht mit den Kassenplätzen im HV Bereich, dem Haupt-Kommunikationsbereich, kollidiert. Der andere Teil der Freiwahl ist quer zum Schaufenster angeordnet. Lässt Einblick zu und dient gleichzeitig als Werbung, bzw. schafft Werbefläche an den Stirnseiten. Das Verwirklichen neuer Ideen, das Eingehen auf die Persönlichkeit des Apothekers und somit ein Identität stiftendes Einrichtungskonzept ist hier erfolgreich umgesetzt worden. Qualität, hochwertige Materialien, zeitloses Design und praktische Details, versetzen Herrn Axel Fels, den Nachfolger von Dietmar Frensemeyer, in die glückliche Lage, die komplette Einrichtung übernehmen zu können. Die Rezeptur wurde den Vorschriften angepasst und mit gebogenen Glasscheiben dreiseitig umschlossen. Auch die alte Niedervolt-Beleuchtung konnte mittels Retrofit-LED‘s heller und satte 75% sparsamer werden. Die war u.a. auch nur möglich, da seinerzeit eine hochwertige und robuste Trafotechnik verbaut wurde.