2014 war ich als Referent zum Management-Kongress nach Mallorca eingeladen, wo ich zwei Vorträge zu den Themen Farbe und Design hielt und wie diese gemäß dem Veranstaltungsmotto "Lust auf Apotheke" machen können.

Zwar bezieht sich das Thema hier auf den Umgang mit Farben in Apotheken, aber es lässt natürlich auf jede andere Aufgabe übertragen. Farben haben eine Botschaft und erzeugen Stimmungen.

Laut einer Studie der Universität Rochester werden Frauen, die Rot tragen als sexuell besonders aktiv betrachtet. Offenbar nehmen Männer Rot an Frauen als Signal für Interesse an Sex war. Folglich werden rot gekleidete Frauen dem Partner nicht vorgestellt. Laut einer französischen Studie seien Männer bei einer Bedienung in Rot außerdem sogar rund 15 bis 26 Prozent spendabler als bei anderen Farben.

Farben können, wie oben bereits erwähnt, eine Botschaft transportieren und somit beispielsweise die Begehrlichkeit eines Objektes verstärken. Ein Filet ist bereits etwas feines, zart rosa gebraten lässt es einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Es sei denn, man ist Vegetarier. Dann ist es vielleicht doch eher ein farbenfroher Salat.

Doch was ist Farbe?

Zunächst einmal der erstaunlich kleine Teil des elektromagnetischen Spektrums, den wir als Licht wahrnehmen.

Der große Rest ist für uns zwar unsichtbar, hat aber maßgeblichen Einfluss auf unser Befinden. Spinnt man diesen Faden der "unsichtbaren" Schwingungen weiter, so bin ich fest davon überzeugt, dass Räume und Orte positive oder auch negative Ausstrahlungen haben können, die man als Designer beeinflussen und erzeugen kann.

Deshalb ist ein Foto immer nur die halbe Wahrheit. Räume muss man er-leben!

In der Gotik, als die Gebäude filigraner und die Fenster immer größer wurden, spielte der Gedanke der Lichtmetaphysik eine große Rolle: Gott ist der Urquell des Lichtes, das alle Materie erfüllt und zur Existenz gebracht hat. Mit Hilfe der Buntglasfenster wurde versucht, dieses göttliche Licht darzustellen.

Wer glaubt, mit zwei Eimern Dispersionsfarbe in Rot und Blau den heiligen Gral gefunden zu haben, der irrt. Hier kommt die Beschaffenheit der Oberfläche hinzu, um die rein optische Wahrnehmung durch den Tastsinn zu ergänzen. Allein der Gedanke, wie man die Unebenheit oder Glätte ertastet vermittelt bereits ein Gefühl.

An den Werken des mexikanischen Architekten sieht man dieses Zusammenspiel von Licht, Schatten, Farbe, Struktur und Raum besonders schön.

„Wie konnte er mit dieser Palette aus
heißen und kalten,
hellen und dunklen,
glänzenden und stumpfen,
strahlenden und dumpfen,
jauchzenden und betrübten,
ruhigen und leidenschaftlichen Farben
Gefühle entlocken, denen sich
Breite, Vielfalt, Dramatik, Tiefe und Spannweite
der von Ihm heiß geliebten symphonischen Musik wiedergeben ließ?“
Ben Heller über Mark Rothko

Einer meiner absoluten Lieblinge und ein warhafter Meister der Farbflächen war der abstrakte Impressionist Mark Rothko. Ich bin jedes mal gefesselt davon, wie er Freude, Hitze, Druck oder Bedrohlichkleit zum Ausdruck bringen konnte. Leider fehlt mir das Kleingeld für ein Original.

Ein in der Landschaftsmalerei genutztes Stilmittel ist die Farb-Luft-Perspektive:
Je größer die Entfernung, desto blaustichiger, kälter erscheint die Farbe.

„... Beim Durchschreiten eines engen und dunklen Tunnels der Alhambra eröffnete sich mir plötzlich heiter und schweigend der herrliche Myrthenhof.
Er besaß alles, was ein gut gelaunter Garten enthalten sollte: Nichts weniger als das gesamte Universum.“
Luis Barragàn

Über uns

Eigentlich hat (im Idealfall) alles, womit wir uns in unserem Leben tiefer beschäftigen, mit Sinnlichkeit zu tun. Wir sind zwar gelernte Tischler und Diplomingenieure, dennoch steckt sogar in der Mathematik eine tiefere Ästhetik als nur das schnöde addieren von Zahlen. Wer in seinem Tun aus diesem Kreis der Banalitäten heraustritt, erlangt wahre Meisterschaft und macht die Welt zu einem lebenswerteren Ort.

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